Glossar: Sustainable Finance
Nachhaltige Finanzierungen prägen die wirtschaftliche Zukunft und spielen trotz Krise eine immer wichtiger werdende Rolle. Unternehmen beschäftigen sich vermehrt mit Möglichkeiten zu nachhaltigerem Wirtschaften, um sich selbst zu positionieren, aber auch um ihre Gemeinschaft im eigenen Einflussbereich nachhaltiger zu gestalten. Befassen auch Sie sich derzeit mit der Frage, wie eine unternehmenseigene Nachhaltigkeitsstrategie aussehen kann und welche nachhaltigen Finanzierungsmodelle am besten zu Ihrem Unternehmen passen?
Wir haben in diesem Glossar einige Definitionen zu Begriffen aus dem Bereich Sustainable Finance zusammengestellt, die Ihnen helfen sollen, sich mit diesem Thema vertrauter zu machen. Für alle weiteren Fragen stehen wir Ihnen mit unserer Expertise jederzeit gerne zur Verfügung.
Sustainable Finance
Sustainable Finance steht als Überbegriff für ein nachhaltiges Finanzwesen und bezieht sich auf jede Form von Finanzdienstleistungen, die Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien (ESG) in die Geschäfts- oder Investitionsentscheidungen zum dauerhaften Nutzen sowohl der Kunden als auch der Gesellschaft als Ganzes integrieren. Vor dem Hintergrund des Pariser Klimaabkommens sind insbesondere die Eindämmung des Klimawandels und die Anpassung an dessen Folgen in den Fokus gerückt.
Zu den Aktivitäten, die unter den Begriff des nachhaltigen Finanzwesens fallen, gehören, um nur einige zu nennen, nachhaltige Fonds, nachhaltige/grüne Anleihen, Impact Investing, Mikrofinanzierung, Sustainability-linked Loans, Kredite für nachhaltige Projekte und die Entwicklung des gesamten Finanzsystems auf eine nachhaltigere Weise. In der Europäischen Union bildet die EU-Taxonomie als Klassifizierungssystem die Definition von nachhaltigen Investitionsklassen und Unternehmensaktivitäten. Hieran leiten sich nahezu alle gängigen Industriestandards zum Thema ab.
Sustainable Investment
Sustainable Investment ist ein Investitionsansatz, bei dem ESG-Faktoren in Kombination mit finanziellen Überlegungen die Auswahl und Verwaltung von Investitionen leiten. Der Begriff überschneidet sich stark mit Sustainable Finance. Sustainable Investment vereinigt die vier Investitionskonzepte ESG, SRI, wirkungsorientiertes und aufgabenbezogenes Investieren.
Sustainability-linked Finance
Über Sustainability-linked Finanzierungen wird die Zinsmarge einer Finanzierung entweder an unternehmenseigene Nachhaltigkeitskennzahlen (KPIs) oder an externe Nachhaltigkeits-Benchmarks (i.d.R. Nachhaltigkeitsratings der Unternehmen) gekoppelt. Die unternehmenseigenen Nachhaltigkeitsziele werden dabei in die Finanzierungsstruktur integriert. Es werden so finanzielle Anreize für nachhaltiges unternehmerisches Wirtschaften geschaffen. Der Anreiz kann dabei eine Verringerung der Kreditmarge sein, jedoch sind auch alternative Anreizformen umsetzbar.
Damit sind SLLs ein geeignetes Mittel für ein breites Spektrum von Unternehmen, die eine kontinuierliche Verbesserung ihres Nachhaltigkeitsprofils anstreben. Die Nachhaltigkeit bezieht sich dabei auf ESG-Ziele die gemeinsam mit dem Finanzierungspartner festgelegt werden und dabei i.d.R. alle Teilbereiche „E“ wie „Environment“ (Umwelt), „S“ wie „Social“ (Soziales) und „G“ wie „Governance“ (Unternehmensführung).
ESG Kriterien
Unter ESG versteht man die drei nachhaltigkeitsrelevanten Verantwortungsbereiche von Unternehmen. Man unterscheidet hierbei in den Bereich Umwelt (Environmental), Soziales (Social) und verantwortungsvolle Unternehmensführung (Governance). Nachhaltigkeit ist also nicht nur ein reines Umwelt-Thema, wie oftmals vermutet wird, sondern umfasst auch den Umgang eines Unternehmens mit seinen Mitarbeitern oder mit dem Thema Menschenrechte sowie die Grundsätze guter Unternehmensführung. Anhand der ESG-Operationalisierung lässt sich also die Performance im Bereich Nachhaltigkeit messen.
Umwelt Kriterien (“E”) | Soziale Kriterien (“S”) | Unternehmensführungs Kriterien (“G) |
Klimawandel | Ungleichheit | Führungsstrukturen |
Treibhausgasemissionen | Inklusivität | Mitarbeiterbeziehungen |
Ressourcenverknappung | Arbeitsbeziehungen | Vorstandsvergütung |
Abfall und Verschmutzung | Gemeinnütziges Engagement | Bestechung und Korruption |
Abholzung der Wälder | Menschenrechte | Diversität und Struktur des Vorstands |
Biologische Vielfalt | moderne Sklaverei | Politisches Lobbying und Spenden |
| Kinderarbeit | Steuerstrategie |
| Arbeitsbedingungen |
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| Mitarbeiterbeziehungen |
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Integrated Reporting
Integrierte Berichterstattung (Integrated Reporting) ist ein ganzheitliches Konzept, dass die klassische Finanzberichterstattung (wie die Bilanz oder Kapitalflussrechnung) mit nicht-finanziellen Berichtselementen, wie Nachhaltigkeitsbericht, Bericht über das Risikomanagement sowie Corporate Governance-Aspekte verbindet. Das Geschäftsmodell des Unternehmens und seine Strategie sollen im Mittelpunkt stehen. Ziel ist eine Berichterstattung, in der die Bedürfnisse aller Stakeholder Berücksichtigung finden. Die integrierte Berichterstattung stellt dabei regelmäßig die Grundlage zur Messung von ESG Kriterien.
Environmental Social Governance (ESG) Investing
ESG-Investitionen versuchen, ökologische, soziale und Governance-Kriterien in den Investitionsanalyseprozess zu integrieren. Die Kriterien sind die drei zentralen Faktoren bei der Messung der Nachhaltigkeit und der gesellschaftlichen Auswirkungen einer Investition in ein Unternehmen oder eine Firma. Sie helfen, die zukünftige finanzielle Leistung von Unternehmen besser zu bestimmen. Es gibt mehrere verschiedene Kategorien von nachhaltigen Investitionen. Dazu gehören Impact Investing, Socially Responsible Investing (SRI), ESG und Valued-Based Investing.
Green Finance
Unter diesem Begriff werden finanzwirtschaftliche Ansätze und Instrumente zum Schutz von Umwelt und Klima oder zur Anpassung an Umwelt und Klima oder zur Anpassung an Umwelt- und Klimaschäden verstanden. Oft wird auch das Handeln von Unternehmen und Investoren, das dem Management von Umwelt- und Klimarisiken dient dazugezählt. Zwar zielt Green Finance damit eigentlich allein auf den Umweltfaktor der ESG-Kriterien ab. Da aber die simultane Betrachtung aller drei Kriterien zentraler Bestandteil der aktuellen Nachhaltigkeitsdiskussion ist, gibt es hier auch immer Überschneidungen. So werden zum Beispiel Green-Finance-Produkte auch mir ESG-Ratings hinterlegt.
Kreislaufwirtschaft
Eine Kreislaufwirtschaft, auch Circular Economy genannt, ist ein Wirtschaftssystem, das darauf abzielt, Verschwendung und die kontinuierliche Nutzung von Ressourcen zu eliminieren. Hierbei werden bestehende Materialien und Produkte so lange wie möglich geteilt, geleast, wiederverwendet, repariert, aufgearbeitet und recycelt. Auf diese Weise wird der Lebenszyklus der Produkte verlängert. Zirkuläre Geschäftsmodelle reduzieren das Risiko der Verknappung durch innovative Nutzung und wiederverwendbare Energie, Produkte, Bestandteile und Rohstoffe. In der Praxis bedeutet dies, dass Abfälle auf ein Minimum reduziert werden. Nachdem ein Produkt das Ende seiner Lebensdauer erreicht hat, bleiben die Ressourcen und Materialien so weit wie möglich in der Wirtschaft. Sie können immer wieder produktiv genutzt werden, um weiterhin Wertschöpfung zu generieren.
Die Kreislaufwirtschaft steht im Gegensatz zum traditionellen, linearen Wirtschaftsmodell ("Wegwerfwirtschaft"). Dieses Modell setzt auf große Mengen billiger, leicht zugänglicher Materialien und Energie.
Ökologischer Fußabdruck
Der ökologische Fußabdruck gibt an, wie stark das Ökosystem und die natürlichen Ressourcen der Erde beansprucht werden und wie viele Hektaren Wald, Weideland, Ackerland und Meeresfläche nötig sind, um die verbrauchten Ressourcen zu erneuern und die entstandenen Abfallprodukte zu absorbieren. Er ermöglicht dadurch einen Vergleich der Auswirkungen unseres momentanen Konsums mit den zu Verfügung stehenden Ressourcen der Erde.Der ökologische Fußabdruck kann auf allen Ebenen berechnet werden, sei dies für ausgewählte Aktivitäten, einzelne Privatpersonen, Unternehmen, Gemeinschaften, Städte oder Länder. Anders als der CO₂-Fußabdruck berücksichtigt der ökologische Fußabdruck neben dem CO₂-Ausstoß auch andere Umwelteinflüsse.
Environmental Management System (EMS)
Hierbei handelt es sich um ein Umweltmanagementsystem, das Rahmenbedingungen beinhaltet, die einer Organisation helfen, ihre Umweltziele durch konsequente Überprüfung, Bewertung und Verbesserung ihrer Umweltleistung zu erreichen. Die hier implementierten Prozesse und Praktiken, ermöglichen einer Organisation somit, ihre Umweltauswirkungen zu reduzieren und ihre Betriebseffizienz zu erhöhen. Als Unterstützung beim Aufbau eines EMS dienen Richtlinien, Normen und Standards. Die bekanntesten Standards für Umweltmanagementsysteme sind die weltweit gültige Norm ISO 14001 und die EMAS-Verordnung (Eco-Management and Audit Scheme) der Europäischen Union. In vielen Ausschreibungen ist EMS heute eine grundlegende Voraussetzung.
Haben Sie weitere Fragen zu nachhaltigen Finanzierungsthemen? Gerne unterstützen wir Sie als Sparringspartner mit der passenden Finanzierungslösung bei Ihrer Transformation hin zu nachhaltigen Geschäftsmodellen.